Der Tempelbezirk Varnenum bei Kornelimünster, einem Stadtteil von Aachen, ist eine bedeutende archäologische Stätte aus der römischen Kaiserzeit. Er liegt etwa 300 Meter östlich der Stephanskirche auf einer Hochfläche namens „Schildchen“ und ist ein herausragendes Beispiel für einen gallo-römischen Kultplatz.
Historischer Hintergrund
Die Ursprünge des Tempelbezirks Varnenum reichen bis in die Zeit um Christi Geburt zurück. Er wurde vermutlich vom Ende des 1. Jahrhunderts bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Die Anlage umfasst mindestens drei Umgangstempel, die in mehreren Bauphasen errichtet wurden. Die Tempel waren typische gallo-römische Umgangstempel mit einer zentralen Cella, einem überdachten Säulenumgang und einer vorgelagerten Freitreppe. Solche Tempel waren in der Region weit verbreitet und dienten der Verehrung verschiedener Gottheiten.
Archäologische Funde und Bedeutung
Bei Ausgrabungen zwischen 1907 und 1924 sowie 1986/87 wurden die Fundamente der Tempel und einiger Nebengebäude freigelegt. Dabei kamen auch Bronzetäfelchen zum Vorschein, die als Votivgaben dienen und Aufschluss über die verehrten Gottheiten geben. Auf diesen Täfelchen werden der Gott Varneno und die Göttin Sunuxal genannt. Die genaue Bedeutung dieser Gottheiten ist nicht vollständig geklärt, jedoch deutet die Häufigkeit der Inschriften auf eine regionale Bedeutung hin.
Die Größe des Tempelbezirks wird auf mindestens 150.000 Quadratmeter geschätzt. Magnetometer-Prospektionen und phosphatanalytische Bodenuntersuchungen deuten darauf hin, dass sich hier eine größere Siedlung oder ein Vicus befand, der mit landwirtschaftlichen und infrastrukturellen Einrichtungen verbunden war. Die Anlage war vermutlich auch mit römischen Verkehrswegen verbunden, was auf ihre Bedeutung im regionalen Kontext hinweist.
Restaurierung und heutige Nutzung
Die erhaltenen Fundamente der Tempel und einiger Nebengebäude wurden 1989 restauriert und bis zu einer Höhe von rund einem Meter wieder aufgemauert. Heute ist der Tempelbezirk Varnenum ein öffentlich zugängliches Bodendenkmal und wird vom Eifelverein Kornelimünster betreut. Eine informative Hinweistafel, die in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland und der Stadt Aachen erstellt wurde, bietet Besuchern Einblicke in die Geschichte und Bedeutung der Stätte.

Der Tempelbezirk von Varneum war ein wichtiger religiöser und sozialer Ort in der römischen Provinz Gallien (dem heutigen Nordwesten Europas) während des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. Um den typischen Alltag der Menschen in und um den Tempel von Varneum historisch korrekt zu beschreiben, begeben wir uns in die Rolle von verschiedenen Charakteren aus jener Zeit. Diese werden uns dabei helfen, einen Einblick in das Leben der Menschen zu geben, die diesen Tempel besuchten und dort ihre Rituale vollzogen.
Charaktere:
- Lucius Valerius Varnius – Ein römischer Priester, der in Varneum lebt und den Tempel beaufsichtigt.
- Aelia – Eine lokale Gallierin, die den Tempel regelmäßig besucht, um sich mit den Göttern zu verbinden.
- Gaius Fabius Secundus – Ein römischer Kaufmann und Reisender, der durch Varneum zieht und den Tempel auf seiner Reise aufsucht.
Morgens im Tempelbezirk
Der Tempelbezirk von Varneum liegt inmitten einer grünen, ruhigen Landschaft und wird von den Menschen aus der Umgebung sowie von Reisenden besucht. Es ist der Beginn eines typischen Tages für die Menschen, die dem Tempel einen wichtigen Platz in ihrem Leben einräumen.
Lucius Valerius Varnius, der Priester des Tempels, beginnt seinen Tag früh. Er hat den Auftrag, die täglichen Rituale zu überwachen und sicherzustellen, dass alles im Tempel zur Zufriedenheit der Götter durchgeführt wird. Heute ist er für eine größere Opferzeremonie verantwortlich, bei der Götter wie Varneno und Sunuxal verehrt werden – Götter, die als Schutzpatrone des Tempels und der lokalen Gemeinde gelten. Der Tempel ist ein Ort des Gebets, des Opfers und des Zusammenseins, und Lucius bereitet sich darauf vor, den Altar zu säubern und die notwendigen Votivgaben vorzubereiten.
Aelia, eine lokale Gallierin, hat schon früh das Dorf verlassen, um den Tempel zu besuchen. Ihr Vater, ein Landwirt, hat sie darum gebeten, in einem persönlichen Gebet um die Ernte zu bitten. Sie betritt den Tempel und geht direkt zu dem Altar, wo bereits viele andere Dorfbewohner versammelt sind. Aelia nimmt eine kleine Opfergabe – eine Schale mit Honig und Obst – und legt sie auf den Altar. Es ist eine Form des Votivopfers, das sie für den Wohlstand ihrer Familie darbringt. Die Verehrung der Götter hat in ihrem Leben eine tiefe Bedeutung, und der Tempel ist für sie nicht nur ein religiöser Ort, sondern auch ein sozialer Treffpunkt.
Vormittags: Der Handel und die Pilger
Gaius Fabius Secundus, ein römischer Kaufmann, zieht auf seiner Reise durch das römische Reich von Stadt zu Stadt. Heute hat er in Varneum Halt gemacht. Als er in den Tempelbezirk kommt, ist er erstaunt über die ruhige, fast mystische Atmosphäre des Ortes. Der Tempel hat eine große Bedeutung, sowohl religiös als auch wirtschaftlich, und viele Reisende und Händler suchen ihn auf. Der Tempel ist ein Ort des Handels, und Gaius weiß, dass er hier nicht nur Götter anrufen kann, sondern auch Geschäftsbeziehungen knüpfen könnte.
Er betritt den Vorhof des Tempels und geht zu einem der Marktplätze, die sich um den Tempel gruppieren. Hier tauschen Händler ihre Waren – Keramiken, Stoffe und Gold – aus. Gaius beobachtet die verschiedenen Stände, während er darauf wartet, dass die Opferzeremonie abgeschlossen wird, um ein wenig mehr über die lokale Kultur zu erfahren.
Mittags: Die Opferzeremonie
Der Höhepunkt des Tages ist die Opferzeremonie, bei der Lucius als Priester den Tempelbesuchern vorsteht. Der Altar ist reich gedeckt mit den Gaben, die Gläubige wie Aelia und andere Teilnehmer dargebracht haben. Diese Zeremonie hat nicht nur religiöse Bedeutung, sondern auch eine soziale. Es ist ein gemeinschaftlicher Akt, bei dem die Bewohner von Varneum und die Besucher des Tempels ihre Beziehungen zu den Göttern erneuern und sich durch das Opfer an das römische Weltbild anpassen.
Lucius beginnt mit einem Gebet an Varneno und Sunuxal, bittet um Schutz und Wohlstand für die Gemeinschaft und bittet darum, dass die Ernte im kommenden Jahr reichlich ausfällt. Das Opfer ist der Höhepunkt der Zeremonie, und die Dorfbewohner und Reisenden, wie Gaius, treten nach und nach vor den Altar, um ihre eigenen Gaben darzubringen und sich in den rituellen Akt einzubringen.
Nachmittags: Rückkehr zum Alltag
Nach der Zeremonie kehren die Gläubigen in ihr tägliches Leben zurück. Aelia geht nach Hause, wo sie von ihrer Familie empfangen wird. Ihr Vater hat sich Sorgen um das Wetter und die Ernte gemacht, und Aelia berichtet ihm von der Opferzeremonie. Der Tempel war für sie ein Ort der Hoffnung und der spirituellen Erneuerung. Ihre Familie ist erleichtert, dass sie in der Lage war, um die Götter zu bitten, und sie hofft auf einen guten Erntezyklus.
Gaius geht weiter auf seiner Reise und nimmt viele Geschichten von diesem Ort der Verehrung mit. Der Tempel von Varneum hat ihm nicht nur als Handelsplatz, sondern auch als kulturelles Zentrum imponiert. Auf seinem Weg zurück nach Rom wird er sicherlich von den Erlebnissen in diesem kleinen gallischen Tempel berichten.
Abends: Die Stille des Tempels
Am Ende des Tages kehrt Ruhe in den Tempelbezirk ein. Lucius, der Priester, überprüft noch einmal den Tempel, um sicherzustellen, dass alle rituellen Utensilien ordentlich verstaut sind und dass keine unerwünschten Gäste den Tempel betreten haben. Der Tempel von Varneum ist nicht nur ein Ort des Gebets und der Opfer, sondern auch ein Ort der Ruhe und des Rückzugs. Wenn der letzte Besucher gegangen ist, bleibt der Tempel in Stille und Frieden zurück – bis der nächste Tag kommt, an dem der Zyklus der Anbetung, des Opfers und des sozialen Lebens von Neuem beginnt.
Der Alltag im Tempelbezirk von Varneum war durchzogen von religiösen Ritualen, sozialer Interaktion und kulturellen Praktiken. Der Tempel war ein Ort der Verehrung, aber auch ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens, wo Menschen aus der Region und Reisende zusammenkamen, um ihre Gebete und Opfer darzubringen. Gleichzeitig war es ein Ort der wirtschaftlichen Aktivität und des Handels, der sowohl spirituelle als auch materielle Bedürfnisse der Menschen ansprach.
Besuch und Erreichbarkeit
Der Tempelbezirk Varnenum liegt im Stadtteil Kornelimünster, südlich von Aachen. Er ist sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. In Kornelimünster gibt es eine Bushaltestelle mit Verbindungen nach Aachen. Vom Ortskern führt ein kurzer Fußweg zum Tempelbezirk. Der Besuch ist kostenlos, und die Anlage ist ein lohnendes Ziel für Geschichtsinteressierte und Wanderfreunde.